Die Casafari Gründer Story mit Nils Henning
Es ist die wahrscheinlich erfolgreichste PropTech Gründung der letzten Jahre und doch ist sie weitgehend außerhalb des deutschen PropTech Radars. Es ist die Rede von Casafari.
Dank der größten Immobiliendatenbank Europas zum "Google für die Immobilienbranche"
Denn Nils Henning hat zusammen mit seinen beiden Mitgründern Mila Suhareva und Dmitry Moskalchuk mit Casafari das "Google für die Immobilienbranche" 2017 mit Sitz in Lissabon gegründet mit zunächst dem Fokus auf die iberische Halbinsel. Das Ziel von Casafari ist es, die größte europäische Immobilien Datenbank aufzubauen. Hierfür wurden seit Gründung über 400 Mio. Immobilien-Listings auf über 30.000 Websites gemonitort, dedupliziert. So entstand eine Datenbank mit 40 Immobilien in Europa. Laut eigenen Angaben die sauberste und größte Immobiliendatenbank Europas.
Anwendungsfälle für Immobilienmakler
Die Anwendungsfelder von Casafari, die Nils Henning im ImmoKaiser Podcast für Immobilienmakler ausführt, sind vielfältig:
1. Marktüberblick beim Objekteinkauf demonstrieren
Da Casafari das auf Websites verfügbare Immobilienangebot weitgehend abbildet, kann der Einkäufer von Immobilien einen starken Marktüberblick im Objekteinkauf demonstrieren. Die historische Entwicklung von Listings wie Listing, Delisting, Preiserhöhung und -senkung sind hier starke Assets.
2. Markt- und Wettbewerbsbeobachtung
Auch für die Markt- und Wettbewerbsbeobachtung ist dieser Überblick hilfreich, um die folgenden Fragen zu beantworten: wie viele vergleichbare Immobilien werden in dem Quartier aktuell angeboten? Welcher Wettbewerber konnte in den zurückliegenden Monaten seine Marktanteile ausbauen?
3. Branding für Immobilienmakler
Gerade, wenn man die Software einsetzt, um seine Suchkunden mit einem starken Marktüberblick zu beeindrucken, kann man laut Nils Henning, als Makler seine eigene Marke stärken, indem man z.B. kuratierte Listings von Immobilien erstellt, die für bestimmte Zielgruppen interessant sind und diese dann über sog. "SmartLinks", was nichts anderes als Mikro- oder Landingpages mit einer Auswahl an Immobilien sind, versendet. Diese werden laut Nils Henning von Interessenten auch gerne auf Social Media geteilt.
4. Auslaufende Alleinaufträge bei Marktbegleitern identifizieren
Da bei den Immobilienangeboten auf Casafari angegeben ist, wie lange sie bereits auf dem Markt sind, kann die Software laut Nils Henning auch dazu verwendet werden, zu beobachten oder benachrichtigt zu werden, wenn die Maklerverträge für Immobilienangebote bei Marktbegleitern auslaufen.
5. Privatverkäufer identifizieren
Schließlich bietet die Software auch eine Benachrichtigungsfunktion dafür, bei neu eingestellten Immobilienangeboten von Privatverkäufern benachrichtigt zu werden.
Nils Henning berichtet in dem ImmoKaiser Podcast, dass sie sehen, dass ca. 20 Prozent der Angebote von "For Sale by Owner" in den Markt reinkomme. Bei über der Hälfte könne Casafari dann im weiteren Verlauf beobachten, dass diese dann doch bei Maklern landen. Das heißt, das Objekt taucht irgendwann als "Verkauf von privat" auf und nach einigen Monaten, stelle der Privatverkäufer dann fest, dass er sich das viel einfacher vorgestellt habe. Nils Henning führt weiter aus, dass der Privatverkäufer oft denke, er hätte privat gelistet und auch verkauft und habe sich die Maklerprovision. Aber was er laut Nils Henning nicht gesehen habe, sei, dass der Privatverkäufer dadurch nicht den maximalen Preis herausgeholt habe. Das heißt, am Ende aller Tage mit einem Profi zusammenzuarbeiten, hätte deutlich mehr gebracht, als privat zu verkaufen. Diese Erkenntnis könne Casafari auch über Daten belegen. Dass Verkaufspreise, wenn ein Makler involviert ist, im Schnitt bei 10 bis 15 Prozent höher liegen, als wenn es ein Privatverkäufer ist.
Der Break-even soll bis Q2 2025 erreicht werden
Insgesamt haben die Gründer von Casafari mittlerweile über 30 Mio. € Wagniskapital eingesammelt, u.a. von namhaften Investoren wie LakeStar (Klaus Hommels), Prudence (auch in Evernest investiert), Felix Haas, Heiko Hubertz (Bigpoint, Oxolo). Mit Fokus zunächst auf die iberische Halbinsel erfolgte die Gründung in Lissabon. Nun planen Sie die Expansion nach Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Casafari schließt wichtige strategische Lücken mit Übernahmen
Mit der Übernahme des Location Intelligence Spezialisten Targomo hat Casafari im Jahr 2023 eine wichtige strategische Lücke geschlossen, denn mit der Integration von Targomo in Casafari werden nun innerhalb von Casafari auch Lage-Informationen bei den Immobilien mit angezeigt. Zu der Targomo Übernahme sagt Nils Henning im ImmoKaiser Podcast:
"Ein großer Kunde ist zum Beispiel McDonalds. Wofür brauchen die in Targomo? McDonald's hat einen Bestand von Locations, wo es entweder ein eigenoperiertes Restaurant oder ein Franchise gibt. Und jetzt ist die große Frage eines Expansionsmanagers, wieso funktioniert ein Teil der Locations besser als andere? Und dann kommen Location Faktoren zum Einsatz:
- Erreichbarkeit mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln;
- Öffnungszeiten?
- Was ist in der Nachbarschaft: Restaurants, Clubs, Bars?
- Wie hoch ist das Fußgänger Aufkommen?
- Wie bricht sich das auf nach Geschlechtern, nach Alter, nach akademischem Hintergrund?
- Wie ist die Geräuschbelastung?
Sämtliche Daten zur Location sind interessant, Faktoren des Standort-Erfolgs und auch messbar und planbar. Das heißt, Expansions Manager können ein sog. White Mapping machen, die Erfolgsfaktoren ihrer Top 10 Locations als Referenzwerte nehmen und über eine Analyse über die Deutschlandkarte oder die Europakarte ähnliche Faktoren an anderen Standorten finden. Das heißt, der Expansions Manager wüssten genau, wenn sie jetzt nach Berlin Kreuzberg gingen und dort ein Fast-Food-Restaurant eröffneten, könnten sie in nächsten Jahren in etwa einen bestimmten Umsatz erwarten. Nils Henning sagt: "Für einen Menschen unmöglich zu berechnen, Maschinen schaffen hier mit den ganzen Location Daten einen echten Mehrwert."
Sie können die Folge bei Spotify, Apple Podcast oder hier im Web Player hören:
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Robert Kaiser
Robert Kaiser, Jahrgang 1976, ist bereits seit über 20 Jahren in der Immobilienbranche aktiv. Er sammelte in verschiedenen Management Positionen bei der onvista sowie der TWT Digital Group wertvolle Erfahrungen bei der digitalen Transformation, die er heute erfolgswirksam in Beratungsmandate bei Kreditinstituten und Immobilienvermittlern einbringt.