CoStar kauft Matterport für $ 1,6 Mrd
Erfahren Sie mehr über den Deal zwischen CoStar und Matterport und die Hintergründe der Transaktion.
Die Transaktionsdetails
CoStar hat àm 22. April bekannt gegeben, Matterport für $ 1,6 Mrd. zu erwerben. Der Deal beinhaltet eine Cash und eine Aktien Komponente:
CoStar Group erwirbt alle frei verfügbaren Aktien der Matterport Inc. für $2,75 pro Aktie in Cash und $2,75 pro Aktie in CoStar Group Aktien. Der geschätzte Unternehmenswert summiert sich dementsprechend auf $ 1,6 Mrd.Der Transaktion muss noch von den Aktionären zugestimmt werden. Das sogenannte "Closing" der Transaktion wird von CoStar im Laufe des Jahres erwartet.
Wer ist CoStar?
CoStar wurde bereits 1986 gegründet und ist relativ schnell an die Börse gegangen. Heute operiert das US Unternehmen mit 6.200 Mitarbeitern in 14 Ländern, wo es 74 Bürostandorte operiert. CoStar hat eine Marktkapitalisierung (Börsenwert) von ca. $ 35 Mrd. Die Gruppe verfügt über ca. $ 5 Mrd. liquide Mittel, die es im Rahmen einer Buy-and-Build-Strategie für weiteres anorganisches Wachstum einsetzt, wie jetzt mit dem Zukauf von Matterport geschehen. Zu den Marken und Portalen gehören u.a. "Thomas Daily", "apartments.com", "homes.com" und "onthemarket.co.uk". Die digitalen Angebote haben in Summe ca. 2 Mrd. Besuche pro Jahr. In der Regel strebt CoStar in den Märkten, in denen sie aktiv werden, nach der Marktführerschaft. Mit homes.com wird in den USA z.B. der Platzhirsch zillow angegriffen, in UK greift CoStar mit onthemarket den Marktführer Rightmove an. Der Screenshot ist der CoStar Investoren Präsentation für Q1 2024 entnommen, die Sie hier aufrufen können:
>> CoStar Q1 2024 Investorenpräsentation
Wer ist Matterport?
Matterport ist ein amerikanisches Technologieunternehmen, das sich auf die Erstellung von 3D- und Virtual-Reality-Inhalten spezialisiert hat. Es wurde 2011 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Sunnyvale, Kalifornien. Matterport bietet eine Plattform, die es ermöglicht, 3D-Modelle von physischen Räumen zu erstellen. Diese Modelle können dann für virtuelle Rundgänge genutzt werden, was besonders in der Immobilienbranche sehr nützlich ist. Matterport hat sich zu einem führenden Anbieter in diesem Bereich entwickelt und ist an der NASDAQ-Börse gelistet. Das Unternehmen beschäftigt ca. 440 Mitarbeiter.
Matterport verfolgt ein Daten basiertes Geschäftsmodell, was es in Deutschland auch beim Wachstum behindert. Denn einmal erstellte sogenannte "digitale Zwillinge" einer Immobilie werden nicht mehr gelöscht, sondern bleiben bei Matterport gespeichert. Für viele Makler ist dies ein Grund auf Produkte der Marktbegleiter wie z.B. immoviewer, ogulo oder giraffe360 zu setzen. Die Matterport Bibliothek räumlicher Immobilien Daten beinhaltet über 12 Millionen Räume, die in 177 Ländern aufgenommen wurden. Diese Räume bringen in Summe 38 Mrd. Quadratmeter auf die Waage.
Der weltweit erzielte Matterport Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2023 $158 Millionen, die durchschnittliche Wachstumsrate beim Umsatz über die letzten 5 Jahre beträgt 31%. 60% des Umsatzes kommt über Abos von mehr als 1 Mio. Abonnenten zustande, die eine hohe Verlängerungsquote haben sollen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Matterport noch weit weg davon ist, profitabel zu werden. Noch in 2023 veröffentlichte das Unternehmen einen ein negatives EBITDA in Höhe von ca. -204 Mio. $. Für jeden 1,00 $ Umsatz macht Matterport also ca. 1,30 $ Verlust.
Das Börsenhoch verzeichnete Matterport im November 2021 als die Aktie bei über $32,00 notierte. Bis zur Ankündigung der Übernahme durch CoStar ist der Börsenkurs aber um satte 90% eingebrochen.
>> Matterport Q1 2024 Investorenpräsentation
Was ist die Ratio hinter der Transaktion?
CoStar war einer der frühen Kunden der Matterport-Technologie und hat derzeit fast 300.000 digitale Zwillinge von Matterport in ihrem Informationsprodukt und auf den Online-Immobilienplattformen im Einsatz. Werbetreibende auf den CoStar Group-Marktplätzen erkennen klar den Mehrwert der virtuellen Touren von Matterport. Im März 2024 verzeichneten die 3D-Touren von Matterport auf Apartments.com über 7,4 Millionen Aufrufe, wobei Verbraucher 20 % mehr Zeit damit verbrachten, sich ein Wohnungsangebot anzusehen, wenn Matterport Touren verfügbar waren. Das sind die offiziellen Statements, wenn von der strategischen Bedeutung die Rede ist. Fakt ist aber auch, dass der Sales Pitch für Matterport substanziell anders aussieht als dafür, auf Immobilienportalen zu werben. Das dürfte also kein Homerun im Vertrieb werden, Matterport noch zusätzlich in den Vertriebs-Bauchladen der Vertriebsmitarbeiter der CoStar Portale zu packen. Die CoStar Aktie hat sich nach der Veröffentlichung der Übernahme Pläne kaum bewegt, was ein Indikator dafür ist, dass auch die Börse die Transaktion noch verstehen muss.
Zusammenfassung und Fazit
- CoStar und Matterport sind beide in demselben Markt aktiv und teilen mit der Digitalisierung der Immobilienbranche eine ähnliche Vision und Mission.
- Die Akquisition ist mit einem 10-fachen Umsatz Multiple auf ein stark defizitäres, wenig wachstumsstarkes Tech- und Daten-Produkt sicher als teuer zu bewerten.
- Das CoStar Management scheint der Meinung zu sein, dass sie in der Lage sind, das Tech Produkt Matterport in ihre Portalvertriebe zu integrieren, um so ein heute defizitäres Matterport profitabel zu bekommen und seine Plattformen für die Wohnungssuche, darunter "Homes.com" und "Apartments.com", substanziell zu stärken. Aber wäre für diese Stärkung dieser teure Kauf nötig gewesen?
- Es wird spannend sein, in den kommenden Quartalen und Jahren weiterzuverfolgen, wie erfolgreich das CoStar Management bei der Integration von Matterport sein wird.
- Für Matterport Aktionäre macht der Deal sicher allen Sinn der Welt: es hat einen Cash starken Partner gewonnen, der ihm helfen kann, die Profitabilität zu erreichen.
- Für den deutschen Immobilienmarkt wird all dies vorerst keine Implikationen haben.
Podcast mit deutschem Matterport Marktbegleiter ogulo
Mit Florentino Trezek, dem Gründer von ogulo, dem Markt führenden Anbieter virtueller Rundgänge in Deutschland, habe ich in dem ImmoKaiser Podcast #02 gesprochen. Florentino erklärte in dem im Oktober 2023 aufgezeichneten Pod, dass Ogulo es geschafft habe, sich auf dem deutschen Markt gegen Matterport durchzusetzen, indem sie sich auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der deutschen Immobilienbranche konzentriert hätten. Ogulo habe eine benutzerfreundliche Software entwickelt, die es ermöglicht, schnell und einfach virtuelle Rundgänge zu erstellen. Darüber hinaus habe Ogulo einen starken Kundenservice und Support aufgebaut, um ihren Kunden bei der Nutzung ihrer Software zu helfen. Die tiefe Integrationen vor allem in das Makler CRM onOffice hätte zusätzlich geholfen (es gibt auch eine tiefe Integration mit dem Makler CRM Flowfact). Den Podcast mit Florentino Trezek können Sie bei Spotify oder gleich hier hören:
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Robert Kaiser
Robert Kaiser, Jahrgang 1976, ist bereits seit über 20 Jahren in der Immobilienbranche aktiv. Er sammelte in verschiedenen Management Positionen bei der onvista sowie der TWT Digital Group wertvolle Erfahrungen bei der digitalen Transformation, die er heute erfolgswirksam in Beratungsmandate bei Kreditinstituten und Immobilienvermittlern einbringt.